Tarifverhandlungen gescheitert!

Die erst am 09.09.2014 aufgenommenen Tarifverhandlungen für die Taxi-Branche zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Deutschen Taxi- und Mietwagenverband BZP haben heute Nachmittag ein abruptes Ende erfahren. Ver.di erklärte die Verhandlungen nach nur einem Verhandlungstag für gescheitert. „Wir haben diese Tarifverhandlungen aufgenommen, um bundesweit Arbeitsplätze zu sichern und die Dienstleistung Taxi für unsere Kunden in gewohntem Maße weiter anbieten zu können. Leider hat ver.di dies nicht mitgetragen“, sagte BZP-Präsident Michael Müller nach dem Scheitern am Sonnabend. Die von ver.di vorgetragenen Argumente für das Scheitern seien aus Sicht des Verbandes nicht nachvollziehbar, betonte Müller: „Die Gewerkschaft erhebt die Forderung nach einer Kontrolle der Fahrer durch entsprechende technische Geräte, die - abgesehen davon, dass dies datenschutzrechtlich mehr als problematisch wäre - schlichtweg derzeit noch gar nicht verfügbar sind. Daher können wir dem ebenso wenig zustimmen wie einer zweiten ver.di-Bedingung für weitere Gespräche. So pocht ver.di auf eine 40-Stunden-Woche, die aber in unserer Branche angesichts von Großveranstaltungen, Wettereinflüssen, Feiertagen und regionalen Besonderheiten so nie gegeben sein kann. Das Mindestlohngesetz sieht ausdrücklich vor, besonders gefährdeten Branchen durch Tarifverträge einen Weg zu eröffnen, eine Annäherung an den Mindestlohn schrittweise vorzunehmen. Bundesministerin Nahles hatte unserem Gewerbe eine gesetzliche Branchenlösung ausdrücklich versagt und einzig diesen Weg als Übergangslösung aufgezeigt. Dieses erweist sich jetzt als Sackgasse! Statt einer schrittweisen Annäherung an den Mindestlohn, signalisiert ver.di zwar in der reinen Lohnhöhe bis 2017 Zugeständnisse, gleichwohl werden Zusatzbelastungen ultimativ gefordert, die in Summe unsere Unternehmen bereits ab Januar 2015 deutlich über dem Mindestlohn belasten würden.“

 

Müller unterstrich die Bereitschaft des BZP zur Wiederaufnahme von Verhandlungen zu einer schrittweisen Annäherung an den Mindestlohn bis Ende 2016. „Das Schicksal der Kollegen und unserer Fahrerinnen und Fahrer lässt uns nicht kalt. Wir haben mit der Gründung eines Arbeitgeberverbandes gegen erhebliche interne Widerstände die rechtlichen Voraussetzungen für Verhandlungen geschaffen. Es wäre ein Treppenwitz, wenn jetzt ausgerechnet eine Gewerkschaft durch ihr Handeln ein Viertel aller Arbeitsplätze der Branche vernichtet.“

 

Nach einem Gutachten geht die Branche davon aus, dass etwa 50.000 der insgesamt 200.000 Arbeitsplätze im Taxi- und Mietwagenbereich wegfallen dürften. „Der ab Januar 2015 geltende Mindestlohn von 8,50 Euro wird bislang durchgängig unterschritten. In einigen Regionen liegt der Stundenlohn bei 4,50 bis 5,00 Euro“, erklärt Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP). „Während alle anderen Branchen ihre durch den Mindestlohn ausgelösten Mehrkosten in der notwendigen Höhe an die Kunden weitergeben können, gilt dies für Taxi-Unternehmen nicht. Ihre Tarife werden in komplizierten und oft langwierigen Verfahren von der öffentlichen Hand festgelegt. Auch gerade deshalb sollte im Gespräch mit den Gewerkschaften eine mehrstufige Annäherung - verträglich für Kunden und Mitarbeiter - erreicht werden“.

 

Nach Meinung von Gutachtern müssten die Kosten für Taxi-Fahrten im Durchschnitt bundesweit um rund 25 Prozent steigen. Damit wären aber nur die Kosten für höhere Löhne abgedeckt, nicht jedoch steigende Preise für Kraftstoff, Versicherungen, Fahrzeuge usw. Derzeit beträgt der Umsatz der Branche jährlich etwa drei Milliarden Euro.

 

Michael Müller stellt abschließend klar: „Nach dem von ver.di erklärten Scheitern tragen Politik und Gewerkschaft gemeinsam die Verantwortung für die drohende massive Arbeitsplatzvernichtung in unserer Branche. Insbesondere Bundesministerin Nahles und ihr Ministerium sind gefordert, hier unverzüglich Lösungen zu erarbeiten.“

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Kommentare: 4
  • #1

    mellie (Samstag, 13 September 2014 20:58)

    na super - das Ansteigen der Arbeitslosenzahlen ist gesichert .

  • #2

    hans-h. (Sonntag, 14 September 2014 09:31)

    Die Fehler die in dieser Branche gemacht werden jetzt der Politik und den Gewerkschaften anzulasten zeigt doch ganz deutlich das die Taxiunternehmer nichts verstanden haben.
    Die Zeiten wo man alles auf die Straße schickt, so frei nach dem Motto: Mir egal was die Fahrer verdienen-die Hälfte gehört mir, sind vorbei.
    Vernünftige Einsatzplanung und endlich mal unternehmerisches Denken wird in Zukunft gefragt sein.
    8.50€ ist erst der Anfang-das sollte allen klar werden.

  • #3

    Sportrichter (Sonntag, 14 September 2014 11:33)

    Die Arbeitgebervertreter haben tatsächlich gar nichts begriffen. Das kann man auch leider nicht ändern. Das schlimme ist jedoch, dass die Vertreter in den Verhandlungen gar nicht wissen, was tatsächlich auf der straße los ist. Die Arbeitnehmer und auch die Arbeitgeber werden diese Suppe auslöffeln müssen, und die Verhandler waschen ihre Hände in Unschuld und werden weiter vergleichsweise super bezahlt. Oder arbeiten die für 5,00 Euro die Stunde???
    Allerdings wird es Zeit, dass sich die Arbeitnehmer mal organisieren. Denn nur dann hat man zukünftig gute Karten.

  • #4

    Annonymus der 1-te (Montag, 15 September 2014 06:33)

    Bemerkenswert wie hier von Seiten des BZP versucht wird Schuldzuweisungen zu formulieren. Nicht nur, dass der BZP erst im zweiten Anlauf überhaupt zum Verhandlungspartner werden konnte (vorher gab es gar kein bundesweites Mandat für Verhandlungen von den "Unternehmern"), es saßen ausserdem fast aussschließlich Funktionäre in den Verhandlungen. Und die sind wie eine Laien-Spiel-Truppe aufgetreten, die ihren Einsatz nicht einmal vorbereitet hat! (warum sollten sie auch, da sie als Marionetten sowieso keine eigene Position hatten). Kernaussagen der Ag-Seite waren: die "Unternehmer wollen nicht investieren (zum Thema Arb.-Zeit Kontrolle, die gesetzlich vorgescgrieben ist); wir wollen über den Tarifvertrag geld einsparen (zum Thema Lohnstufen bis 2017); um etwas durch zustzen bedarf es 75% Prozent Zustimmung der "Unternehmer" das wird kaum durchsetzbar sein (zum Thema Fiskaltaxameter und damit zum sauberen Gewerbe). Es bedarf schon einer besonderen Frechheit zu behaupten, man befände sich in einer Sackgsse, wenn die Führung lieber mit Vertretern gerichtlich verbotener Vereinigungen spricht (am 17.09.2014) und der Marionetten-Gruppe kein Verhandlungsspielraum gegeben wird. Besonders lächerlich wirkt die Aussage wird wollen im Gespräch bleiben! - Womit denn bitteschön. Es ist doch nicht einmal im Ansatz zu erkennen gewesen, dass auf der AG-Seite begriffen wurde worum es geht! Kein Hinweis auf ein Vorgehen wie bis 2017 der MiLo erreicht werden soll. WEr sich so frei und ungetrübt vom Bezug zur Realität zeigt ist kein Verhandlungspartner