Comeback für das Checker-Taxi

Von Hans-Robert Richarz


ampnet – 24. Oktober 2015. In den frühen 1980er-Jahren gehörten die knallgelben Checker-Taxis noch ebenso zum Bild der Millionenstadt New York wie Wolkenkratzer, Freiheitsstatue oder Central Park. Die klappernden Benzinsäufer wurden beinahe ausschließlich zur Verwendung als Taxi hergestellt. Nur etwa drei Prozent der Gesamtproduktion gingen an private Kunden. Obwohl an allen Ecken und Enden scheppernd wie ein Haufen alter Blechkanister war ihre Haltbarkeit legendär. Am 18. Dezember 1999 wurde das letzte im regulären Taxi-Fahrdienst befindliche Checker Cab von Sotheby’s für genau 134 500 US-Dollar versteigert. Es hatte eine Gesamtlaufleistung von 994 050 Meilen (1,6 Millionen Kilometer) und sein Preis betrug 21 Jahre zuvor 9000 Dollar. Jetzt sollen die Nachfolger der einstigen Ikone in kleiner Stückzahl wieder neu aufgelegt werden.


Checker-Taxis in New York: Deren Fahrer trugen meist demonstrativ miese Laune zur Schau und sprachen oft weniger Englisch als ihre Fahrgäste aus allen Ecken der Welt. Viele von ihnen stammten nämlich aus Asien, Afrika oder der Karibik. Trotzdem schätzten Einheimische und Touristen sie sehr. Ein Wink mit der Hand genügte und schon hielt ein „Yellow Cab“ am Straßenrand – es sei denn, es regnete. Dann waren sie nämlich fast alle besetzt. Viele Bewohner Manhattans verzichteten wegen der hohen Park- und Garagengebühren sogar komplett auf den eigenen Wagen und vertrauten ihre innerstädtische Mobilität ganz den gelben Rappelkisten an. 


Den Checker Cabs folgten als New Yorker Taxis zunächst der Chevrolet Caprice, später der Ford Crown Victoria. Im Mai 2007 schlug Bürgermeister Michael Bloomberg vor, ab 2009 nur noch Zulassungen für Hybrid-Taxis zu erteilen, was jedoch durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten untersagt wurde, weil deren Unterhaltskosten zu hoch und die Sicherheitsvorkehrungen zu gering waren. Auch der jüngste Anlauf wenig später, alle 13 000 Taxis durch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge zu ersetzen, scheiterte. Heute besteht die New Yorker Taxi-Flotte aus einem bunten, aber in der Farbe stets gelbem Gemisch aus Autos von General Motors, Ford, Mazda, Nissan, Toyota und sogar Volkswagen, viele davon als Hybrid oder Diesel. Und das Geschäft lohnt sich: Taxilizenzen werden unter der Hand mit bis zu 760 000 Dollar (ca. 690 000 Euro) gehandelt. 


Doch auch, wenn in Kürze wieder Checker-Fahrzeuge vom Band laufen sollten – eine Renaissance als Taxi wird die gelbe Ikone nicht erleben. Das Unternehmen Checker Motor Cars aus Haverhill im US-Bundesstaat Massachusetts, eine Autostunde nördlich von Boston, gehört heute zur Adamson Industries Corporation, einem Ausrüster von Polizeiautos und Zulieferer von General Motors. Die Adamson-Chefetage besteht aus eine Riege begeisterter Checker-Fans, die sich schon seit geraumer Zeit mit der Restauration von Checker-Oldtimern und der Lieferung von Ersatzteilen beschäftigt. Das Geschäft läuft so gut, dass der Entschluss reifte, selbst neue Checker zu produzieren.


Steve Contarino, Vice President von Adamson Industries und eng mit der Familie des einstigen Checker-Gründers, des russischen Immigranten Morris Markin, befreundet, erhielt kürzlich das Recht, den Namen für neue Autos zu benutzen. Zurzeit wird unter seiner Regie ein Fahrgestell für eine zwölf Passagiere aufnehmende sechstürige Stretch-Limousine entwickelt wie sie ähnlich einst auch als Taxi in New York unterwegs war. Außerdem ist an einen Pick-up gedacht, der an den Chevrolet El Camino aus den 1970er-Jahren erinnern soll. An die Wiedergeburt einer kleineren Checker-Ausgabe ist vorerst noch nicht gedacht, könnte aber laut Contarino innerhalb kurzer Zeit realisiert werden. 


Contarino: „Für die Stretch-Ausgabe haben schon jetzt Hotels und Touristik-Unternehmen Interesse angemeldet, der Pick-up soll ein reines Spaß-Auto werden.“ Als Motor plant er ein Dieselaggregat von Chevrolet einzusetzen, aber die Auslegung des Fahrgestells lässt auch andere Maschinen zu. Auf jeden Fall aber sollen pro Jahr nicht mehr als 500 Exemplare des Retro-Automobils gefertigt werden. Nur so lassen sich laut amerikanischer Gesetzgebung teure Abgas- und Crash-Tests vermeiden.


Erste Prototypen sollen im kommenden Frühjahr fahren, für spätestens 2018 ist der Produktionsbeginn in einer neuen Fabrik geplant, wo es auch ein Checker-Museum mit Erinnerungsstücken und alten Original-Taxis geben soll. Der Preis für einen neuen Checker wird laut Contarino zwischen 50 000 und 70 000 Dollar (44 000 und 61 000 Euro) liegen. (ampnet/hrr)

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